Die älteste Baby-Bestattung

Sensationelle Funde aus der Mittelsteinzeit

1962 fand man bei Bauarbeiten auf dem Weinberg  bei Groß Fredenwalde die Überreste von 6 Personen, eingebettet in rotem Sand. In zwei Fällen war je ein Erwachsener mit einem Kind Lufbild Weinberg JWackergemeinsam bestattet. Beigaben waren Knochenpfriemen, Feuersteinklingen und -abschläge. An einem Schädel fanden sich durchbohrte Tierzähne im Stirn- und Schläfenbereich aufgereiht. Sie wurden offensichtlich auf einem Band aufgefädelt als Kopfschmuck getragen. Die Bestattung erfolgte vor etwa 8000 Jahren. Es handelte sich damals um eine überraschende Entdeckung und das Mehrfachgrab musste notdürftig geborgen werden. Daher ist  die genaue Lage der einzelnen Skelette nicht bekannt.

2012 untersuchten Archäölogen zum zweiten Mal die alte Grabgrube auf dem Weinberg. Dabei wurden Tierzahnanhänger und andere Grabbeigaben gefunden. Zusätzlich wurden weiterere noch unberührte Verfärbungen im unmittelbaren Umfeld gefunden. 2014 gelang es, zwei weitere menschliche Gräber freizulegen.

Äußerst ungewöhnlich:…

In einem Grab war ein junger Mensch vor ca. 7000 Jahren in ungewöhnlicher Weise bestattet worden: Die Knochen lagen zunächst ungeordnet und nur die Beinknochen waren annähernd in ihrer richtigen Position. Allerdings standen die Beinknochen regelrecht in der Grabgrube. Nach

Bestattung Mann Foto: A. Kotula

Ansicht der Forscher gibt es für diese ungewöhnliche Position der Knochen nur eine Erklärung: Der Leichnam des ca. 1,60 m großen Mannes muss aufrecht in eine tiefe Grube mit einigen Steinmessern als Beigabe gestellt worden sein. Vermutlich lehnte man den Toten schräg an die Wand und füllte die Grube bis zu den Knien mit Erdreich auf.  Erst als der Leichnam zerfallen war, wurde die Grube endgültig mit Erdreich bedeckt und die Angehörigen entzündeten zum Abschluss der Totenfeier ein Gedenkfeuer über dem Grab.

Die älteste Baby-Bestattung

Ein zweites, kleines Grab konnte als Erdblock geborgen und wurde in die Werkstatt der Hochschule für Technik und Wirtschaft nach Berlin gebracht. Dort erfolgte dann nach und nach die Freilegung einer weiteren Sensation: In

Babybgräbnis Foto: Dr. Jungklaus

der kleinen Grabgrube liegt ein wenige Monate altes Baby, das vor dem Zuschütten der Grabgrube mit roter Farbe bestreut wurde. Die rote Farbe könnte Blut und Leben symbolisieren. Das kleine Grab ist mit einem Alter von ungefähr 8400 Jahren bislang die älteste gefundene Bestattung vorort und war vielleicht der Anlass, auf dem Weinberg ein echtes Gräberfeld für die Gruppe anzulegen, die als Sammler, Jäger und  Fischer häufiger ihre Lagerplätze verlegten.

„Es ist die früheste bislang bekannte Kinder-Bestattung in Mitteleuropa, die wir kennen“, freut sich der Brandenburger Landesarchäologe Professor Franz Schopper.

Und was passiert nun?

Prof. Thomas Terberger hat die Grabungen auf dem Weinberg angeregt und leitet die Untersuchung.

Es ist uns gelungen, das älteste Gräberfeld Deutschlands aufzuspüren.  Die Entdeckung wird unser Wissen über die Mittelsteinzeit revolutionieren.“

Für Professor Terberger waren die Entdeckungen ein ganz besonderes Erlebnis. Es waren zwei besondere Bestattungen ans Tageslicht gekommen. Die Überreste der mittelsteinzeitlichen Menschen geben uns vielfältige Einblicke in das Leben vor dieser langen Zeit. Heute können mit naturwissenschaftlichen Methoden den Skeletten spannende Erkenntnisse entlockt werden. Somit sind die Auswertungen noch nicht abgeschlossen und es liegt der Verdacht nahe, dass auf dem Weinberg noch weitere Überraschungen auf ihre Entdeckung warten.

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